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TranshumanismusDas Ende des Menschen ? Die Herausforderungen transhumanistischer ZukunftsvisionenAriane EichenbergChristiane Haid Ariane Eichenberg (Dr.phil.) and Christiane Haid (Dr.phil.)Der Gedanke, sich selbst nach seinem Wunschbild zu formen, ist zentral für die Transhumanisten. Für sie ist der Mensch unvollkommen, fehlerhaft und etwas, das es durch Technologie zu verbessern und weiterzuentwickeln gilt. Die Option, zum Göttlichen und Höheren wiedergeboren zu werden, muss im transhumanistischen Denkmodell nicht weiter stören, wenn man diesen Zustand als den Übergang in die künstliche Superintelligenz versteht, ohne jeden Bezug auf göttliche Mächte oder kosmische Zusammenhänge. Gezielte genetische, neurotechnologische, prothetische und auch pharmakologische Eingriffe sollen Körper, Gefühle sowie den Geist (Gehirn) optimieren und so erweitern, dass die menschliche Beschränkung aufgrund der biologischen Verfasstheit aufgehoben, Krankheit, Altern und Tod überwunden und in letzter Konsequenz abgeschafft werden können. Der Name 'Transhumanismus' ist soweit zentrales Programm: Überschreitung der menschlichen Grenzen auf allen Ebenen mittels Technik. Heilsgeschichte der TechnologieEiner der Vordenker dieser Bewegung, die sich seit den 1980er-Jahren formiert und Einfluss auf Wissenschaft, Wirtschaft und Politik ausübt, ist Google-Chefingenieur Ray Kurzweil. Er hat in seinem Buch 'Menschheit 2.0. Die Singularität naht' 1) einen Stufenplan entwickelt, wie diese Grenzüberschreitung stattfinden wird. Dabei teilt er die Evolution in sechs Epochen ein. Die fünfte Epoche beginnt 2030 und ist durch die Verschmelzung von Mensch und Maschine gekennzeichnet. Es ist der Anfang der Singularität, worunter Kurzweil ein Zeitalter versteht, in welchem die exponenzielle Entwicklung explodiert, die menschlichtechnische Schaffenskraft ins Unermessliche steigt, die Grenzen des Gehirns und des Körpers überwunden werden und die Technik letztlich zu einer Art Bewusstsein gelangt sein wird. Ist dann die 'gesamte Materie und Energie des Weltalls mit unserer Intelligenz gesättigt' […], wird das Universum 'erwachen', bewusst werden – und über fantastische Intelligenz verfügen'. Es ist dies die sechste Epoche der Evolution, die, so schlussfolgert Kurzweil, 'Gott schon ziemlich nahe' komme. Leben ist eine RechenoperationRay Kurzweil schreibt hier eine große Heilsgeschichte der Technologie, deren Ziel es ist, 'das ganze Universum in unseren Händen‘ zu halten. Das offenbart nicht nur die gesamte Hybris, sondern ist zudem noch ausgesprochen paradox, wenn der Mensch etwas in den Händen halten können soll, obwohl er doch gerade nicht mehr Mensch sei. Transhumanismus ist auch in Politik und Religion in seiner vollen Realität angekommen. In den USA wurde 2014 eine transhumanistische Partei von Zoltan Istvan gegründet, in Deutschland gibt es die Transhumane Partei Deutschland (TPD); Anthony Levandowski gründete 2015 eine religiöse Organisation 'Way of the Future', die eine Gottheit entwickeln will, die auf künstlicher Intelligenz beruht. Schon vor 100 Jahren zeichnete Rudolf Steiner diese Entwicklung, als er davon sprach, dass Kräfte, beziehungsweise ahrimanische Wesenheiten, mit der Erde eine neue Evolution beginnen lassen wollen und dem Menschen Interesse für 'alles Äußerlich-Maschinelle, Mechanische' beizubringen versuchen. Dass sie die Tierwelt, Pflanzenwelt, Menschenwelt verschwinden lassen 'die Menschen von der Erde weggenommen würden' und eine 'Welt aus lauter Maschinen' gebildet werden solle. 2) Abgeschnitten von der kosmischen EntwicklungRudolf Steiners Aussagen machen deutlich, warum Spiritualität und Transzendenz zum Weltmodell der Transhumanisten dazugehören und die Sehnsucht danach selbst in ihrer Verkehrung und Pervertierung spürbar bleibt. Es gilt daher, den Transhumanismus zu verstehen und seine Folgen zu begreifen. Nur angedeutet: Sind Alter, Krankheit, Tod nicht mehr notwendige Voraussetzung der Entwicklung, wird das Ich in einen permanenten Dauerzustand der Bewusstheit versetzt. Der Mensch schließt sich so von den natürlich gegebenen kosmischen Rhythmen von Tag und Nacht ab. Die Entwicklung des Kosmos allerdings ist vom in Freiheit auf der Erde lebenden Menschen abhängig, wie Rudolf Steiner in den 'Anthroposophischen Leitsätzen' (GA 26) formuliert. Für den sozialen Zusammenhang bedeuten diese Entwicklungen Isolierung und Fokussierung auf das eigene Scheinselbst. Denn erst im Antlitz des Anderen findet das Ich zu sich und kann Schale für Höheres werden. Durch die Maschinen, auf die der Mensch alles Denken, Erinnern, selbst das Fühlen und das Handeln überträgt, wird er aber nicht nur sich selbst als Mensch entfremdet, dem anderen Menschen entzogen, sondern vor allem der Verantwortung entbunden. Er wird unfrei und Marionette der Maschine. 1) Berlin 2013, S. 385) Dieser Artikel wurde entnommen aus Anthroposophie Weltweit, 9/18.
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